Am 24. Januar 2022 erinnert die UNESCO wie jedes Jahr am „Internationalen Tag der Bildung“ daran, dass Bildung der Schlüssel für nachhaltige Entwicklung ist. Aus diesem Anlass haben Manuel Justen, Projektleiter des Schulprojekts EMRLingua, drei Fragen gestellt. Er war bis vor Kurzem selbst Lehrer und hat uns von den kulturellen Unterschieden in unserer Programmregion sowie dem Projekt erzählt.
EMRLingua erarbeitet ein Fundament für grenzüberschreitende Zusammenarbeit von verschiedenen Schulen in der Region, um die Kooperation von einzelnen Schulen so einfach wie möglich zu machen.
Vor welchem Hintergrund ist das Projekt EMRLingua entstanden? Können Sie uns die Ausgangssituation beschreiben und die Pläne des Projekts?
Bei den ersten Kontakten war ich selbst nicht dabei, da ich als Projektleiter erst ein halbes Jahr später dazukam. Aber der Hintergrund des Projekts ist, dass es für die Euregio Maas-Rhein unglaublich wichtig ist, dass man sich trifft. Hier kann man natürlich ganz kühl an den Arbeitsmarkt denken, aber ich würde hier auch den kulturellen und privaten Austausch dazurechnen. Das kann aber natürlich nur funktionieren, wenn man sich kennt und wenn man miteinander sprechen kann…
Als ich in der Schule war, da gab es beispielsweise Französischunterricht und wir wohnten keine drei Kilometer von der Sprachgrenze entfernt, aber Französisch war mir persönlich genauso fern, wie Latein. Erst viel später habe ich mal die Möglichkeit gehabt, mein Französisch so zu vertiefen, dass es auch nach ein bisschen etwas klingt… Diesen Fehler sollte die jüngere Generation, die übrigens ja auch noch mobiler ist, meines Erachten nach nicht machen, daher liegt mir EMRLinuga auch so am Herzen!
Wie sehen Sie den Unterschied in Sprachunterricht in den drei Programmländern?
In Deutschland gibt es Euregio Profilschulen und in diesen Schulen wird sehr viel Wert darauf gelegt, eine gewisse kulturelle Offenheit zu vermitteln. Die Philosophie dahinter ist, dass man sich erst einmal eines Mangels bewusst werden muss, bevor man bereit ist, etwas zu lernen. Im Vergleich dazu spielen solche Überlegungen in Belgien kaum eine Rolle, warum auch, man stößt praktisch alle paar Kilometer auf jemanden, der eine andere Sprache spricht. In den Niederlanden ist mir aufgefallen, dass das Ganze hingegen noch ein bisschen weiter geht, dort geht es wirklich darum, interkulturelle Kompetenz und Arten, wie man auf Leute zugehen kann zu vermitteln. Da legen die Niederländer viel mehr Wert auf einfache, praktische Dinge!
Könnten Sie uns etwas über den derzeitigen Projektstand verraten?
Die Pandemie ist wirklich eine Sperre, was Schulbesuche angeht, das ist sehr schade! Aber im Moment stehen wir natürlich auch noch am Beginn unserer Arbeit, d.h. wir bereiten auch viele Elemente vor. Also wir können ja nicht einfach sagen: „jetzt trefft euch alle mal, wir gucken zu!“, wir haben da schon einiges in die Wege leiten müssen.
Derzeit sind wir sehr damit beschäftigt, ein Schulnetzwerk mit den entsprechenden Voraussetzungen zu etablieren. Wir entwickeln derzeit auch ein Portfolio, das den kulturellen Unterschied ausgleichen soll - das heißt im Detail dann, dass wir zwar in allen drei Ländern das gleiche anbieten, dass sich die Schulen aber die Aktionen rauspicken können, was am ehesten zum eigenen Hintergrund passt. Dafür haben wir Kriterien erarbeitet, die dann auch in allen drei Ländern umgesetzt werden können, was nicht immer so einfach ist.
Vielen Dank für das Interview, Herr Justen! Alle, deren Interesse geweckt ist, möchten wir gerne auf die weiterführenden Informationen auf der Webseite der Euregio Maas-Rhein, dem federführenden Partner, aufmerksam machen.